Clouds in my Coffee

Mein perfekter Morgen: früh aufstehen, noch bevor alle wach sind. Zeitung lesen, die Nachrichten des letzten Tages beantworten, mit den Katzen schmusen und vor allem: eine schöne Tasse Kaffee in Ruhe genießen. Seit Jahren ist mein Ritual morgens: erstmal Kaffee. Und selbst meine Kinder wissen schon: „Ohne Kaffee, geht morgens nix“.

Aber was weiß ich eigentlich über meinen Kaffee? Klar, das er schmeckt. Jeder hat seinen Favoriten. Aber schauen wir alle wirklich nur auf den Geschmack. Was ist mit dem Preis? „Das ist mir zu teuer“, habe auch ich mir schon gedacht. Meine Schmerzgrenze für 1kg Bohnen lag lange bei 15€. Der Lavazza im Angebot? Da greif ich zu. Den Gorilla bekomme ich zum Einkaufspreis? Na super. Kaffee ist Luxusware und wenn man sparen kann, wieso nicht?

Diese Woche meinte jemand zu mir, das Kaffee in Luxemburg noch viel günstiger sei. „Das Kilo für 7€“. Da musste ich erstmal stutzen. Denn ds ist wirklich sehr günstig. Was verdient denn der Bauer daran? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber warum eigentlich nicht? Ich trinke doch jeden Tag Kaffee. So wie Milliarden Menschen weltweit. Rund 100 Millionen Menschen leben von seinem Anbau und seiner Verarbeitung. Die Welt-Produktion von Kaffee stieg in den letzten zehn Jahren von 90 Mio. Sack zu 60 Kilogramm auf über 100 Mio. Sack. Trotzdem aber habe ich eigentlich keine Ahnung davon, wie sich der Kaffeepreis zusammen setzt.

Etwas Recherche und siehe da: „Für 10€ Euro, die der Kunde für ein Kilogramm Kaffee bezahlt, gehen zwei Drittel an den Transporteur, den Röster und die verschiedenen Händler. Der deutsche Staat kassiert knapp drei Zehntel des Ladenpreises als Steuern. Den Bauern bleiben gerade einmal sechs Prozent“. (Quelle ARD)

Bei 10€ sind das saftige 0,60€. Wow, das ist wenig. Aber wie das so ist mit den Dingen, die man nicht weiß…

80% des weltweiten Kaffeeanbaus wird von Kleinbauern getätigt. Damit diese den Kaffee loswerden, sind oft Zwischenhändler beteiligt, die direkt mit Großhändlern verhandeln. Der Kaffee wird grün und ungeröstet in 60kg Säcken verkauft. Einfluss auf den Kaffeepreis haben neben Ernteerträgen und Klimaeinflüssen, die Börsen und die politische Stabilität in den Herkunftsländern.

Im Juni 2019 muss ein Händler für einen 60kg Sack grüner Arabica Bohnen 127€ zahlen. Damit ein Kleinbauer einen 60kg Sack voll bekommt, muss sie (denn es sind 70% Frauen, die beim Pflücken tätig sind) ca. 1 Woche pflücken, entkernen, waschen, fermentieren und sortieren. Für einen 60kg Sack der weniger edlen Robusta Bohnen gibt es nur 80€. Da die Kleinbauern aber nur selten direkt an Großhändler verkaufen, sind sie abhängig von Zwischenhändlern, die die Ware bündeln und in die Häfen transportieren.

Was ist denn eigentlich jetzt fair?

Es tummeln sich Unmengen an Labels und Zertifikaten auf den Kaffeepackungen. Aber was macht es eigentlich fair? Oder ist es auch nur eine Form von Greenwashing? Fairtrade, in Deutschland TransFair, ist das wohl bekannteste Label.

„Das Gegenmodell zu diesem globalisierten Kaffee-Geschäft ist der faire Handel. Fair bedeutet, dass die Importeure den Kaffee direkt bei den Bauern-Kooperativen oder bei zertifizierten Zwischenhändlern einkaufen. Sie zahlen zusätzlich zum Weltmarktpreis einen Fairtrade-Zuschlag, der in Projekte vor Ort fließt, und einen Aufschlag für Bio-Bohnen. Zusätzlich ist ein Mindestpreis festgelegt, der gezahlt werden muss, wenn der Weltmarktpreis im Keller ist. Bezogen auf den 60-Kilo-Sack Arabica-Bohnen wären das 164 Euro, dazu 23 Euro Fairtrade-Zuschlag und nochmal 40 Euro, wenn die Bohnen bio sind. Statt sich 127 Euro mit den Zwischenhändlern teilen zu müssen, bekommen die Bauern und ihre Kooperative also mindestens 225 Euro für den Sack biofairen Kaffee.

Oft bekommen sie noch mehr, da Hersteller wie Gepa, Sonnentor oder Lebensbaum die regionalen Unterschiede der Lebenshaltungskosten und der Erträge mit einkalkulieren. Zusätzlich zahlen sie noch Qualitätszuschläge für besonders hochwertige Bohnen. Einige Anbieter wie Rapunzel oder Gepa legen sogar ihre gesamte Preiskalkulation für den Kaffee offen. Sie zeigt, dass bei ihnen nicht nur ein Zehntel sondern über ein Viertel des Verkaufspreises an die Erzeuger geht.“ (Schrot und Korn)

Also sind es, wie immer, die kleinen Unternehmen die den Unterschied machen. Und wie immer, gibt es auch hier Alternativen zu den herkömmlichen Kaffeeanbietern. Es gibt viele kleine Röstereien ist Deutschland, die ihre Kaffeebauern mittlerweile gut kennen und direkt ohne Zwischenhändler bei Ihnen die Bohnen beziehen. Das ist für mich eigentlich die beste Alternative. Mit ein wenig Aufwand findet man auch im Internet Adressen und Anbieter, die Transparenz bei ihren Transportwegen freigeben und häufig hilft auch die Nachfrage bei Röster selbst.

Es überrascht mich immer wieder, das wir als Konsumenten am Ende die Macht haben. Ein Kilogramm Bohnen reicht bei uns ca. 4 Wochen und ich muss ehrlich sagen, man kann mit ein paar Euro mehr im Monat wirklich einen Unterschied machen. Das sollten uns die Menschen wert sein, die unseren Kaffee anbauen. Und wem das zu viel ist, der kann sich vielleicht dazu durchringen, das wenigstens jede zweite Packung Kaffee aus fairem Handel ist. Dann kann man ihn auch mit gutem Gewissen genießen. Ich mach mich jetzt mal auf die Suche nach gutem Kaffee….während ich einen trinke natürlich. Aber irgendwie glaube ich, das Thema wird mich in Zukunft noch etwas mehr beschäftigen.

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